Diagnose Reizdarm

Bauchschmerzen im Unterbauch, Verstopfung, dann wieder krampfartige Blitzdurchfälle, die auch schon wenige Minuten, aber auch erst nach Stunden nach der Nahrungsaufnahme eintreten können – eine mehr als unangenehme Situation für alle Betroffenen, die nicht wissen, wo die Ursachen ihres Dauerleidens zu suchen und die erst recht nicht zu finden sind. Oft sind die Beschwerden unabhängig davon, welche Nahrungsmittel verzehrt wurden. Heute verträgt man das Nudelgericht einwandfrei, in der Woche darauf löst es stundenlange Durchfall-Attacken aus. Der Facharzt findet bei der Endoskopie keine Auffälligkeiten, die Darmspiegelung zeigt allenfalls eine leichte Rötung der Schleimhaut. Zöliakie und andere Krankheiten können aufgrund der Untersuchungen ausgeschlossen werden. Und spätestens dann kommt als Diagnose: Reizdarm. Das Reizdarmsyndrom ist die Diagnose, die mit am häufigsten von Gastroenterologen gefällt wird, obwohl es sich nach wie vor nicht objektiv nachweisen lässt. Auf einen hilfreichen und Erfolg versprechenden Rat hofft der Patient in der Regel vergeblich.

 

Als Ursache werden in der medizinischen Literatur ganz allgemein Lebensmittel, Infektionen, aber auch Immunreaktionen und Stress benannt. Vor allem der Faktor Stress wird unterschiedlich bewertet: Zum Teil wird er als Auslöser, zum Teil aber auch als Folge der Beschwerden gesehen. Die Betroffenen wagen nicht mehr, etwas zu essen, wenn sie außer Haus sind. Sie befürchten, den Weg zur Toilette nicht rechtzeitig zu schaffen, was für sie natürlich Stress pur bedeutet. Unterernährung bzw. Mangelversorgung können mögliche Folgen ständiger Durchfälle sein. Aber auch Enzymmangel, z.B. Lactasemangel, verursacht durch die zu häufige und rasche Darmentleerung, kann dann noch zusätzlich tatsächliche und nachweisbare Unverträglichkeiten verursachen.

Neuere international geführte Studien anerkannter Wissenschaftler, bei denen Erbmaterial von Reizdarm-Diagnostizierten untersucht wurde, haben nun ergeben, dass die Verdauungsbeschwerden genetisch bedingt sein können. Es hat sich gezeigt, dass ein Gendefekt dazu führen kann, dass leicht verdauliche Kohlenhydrate, in erster Linie Stärke und Zucker, von diesem Personenkreis nicht oder nur bedingt verarbeitet werden können. Beim untersuchten Personenkreis trat die Veränderung in diesem Erbgut zweimal so oft auf wie bei beschwerdefreien Menschen. Wenn das Enzym Sucrase-Isomaltase in seiner Struktur verändert ist, kann es im Darm Zucker (Saccharose) und Stärke nicht in erforderlichem Maße aufspalten. Die Kohlenhydrate werden als Folge im Dünndarm nicht verdaut und es kommt zu den bereits beschriebenen Beschwerden.

Den von „Reizdarm“ Betroffenen ist durch die Studie nun zwar immer noch nicht geholfen. Es bleibt nur die Möglichkeit, selbst herauszufinden, ob sich die Beschwerden bessern, wenn leicht verdauliche Kohlenhydrate vermieden werden. Low Carb –Kost und Zuckerverzicht könnten hier einen Ansatz bieten.

Quellen:

– Dr. Maximilian Ledochowski; Genussvoll leben trotz Nahrungsmittelintoleranzen, 2013
– Allgäuer Zeitung; Reizdarm: Gene von Bedeutung, 02.01.2017

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